[...] „Für Ferngebliebene gilt: verpasst!“
„Nicht nur wegen zweier Uraufführungen des Komponisten Gregor Simon. Der gebürtige Ulmer glänzte auch als Begleiter oder Solist am Konzertflügel (Prokofjews 'Prelude' op.12, Nr. 7), als Dirigent im Wechsel mit Thomas Kammel sowie auf der Link-Orgel im Bach-Choral 'Jesu, meine Freude' und in César Francks impressionistischem 'Prélude, Fugue et Variation' – gleichsam meditative Zäsuren zwischen den Chorpreziosen.“
[...] „Nach dem Abendglockengeläut ließ schon Anton Bruckners A-cappella-Motette 'Locus iste' aufhorchen. Thomas Kammel, der den Traditionschor seit 2014 leitet, setzte auf Feinnuancierung zwischen Forte und Pianissimo, auf Transparenz der Klangschönheit und textorientierte Interpretation mit Tiefgang. Bei der Werkauswahl von der Romantik bis zur zeitgenössischen Moderne, darunter das eingängige 'The Ground' des Norwegers Ola Gjeilo mit gesummten Passagen und der Friedensbitte 'Dona nobis pacem', konnte er dank der knapp 60 Choristinnen und Choristen aus dem Vollen schöpfen.“
„Dramaturgie und Vielfalt im Wechsel von Dirigenten, im A-cappella-Format oder begleitet, Besetzungsvarianten vom Tutti bis zum markanten Männerchor (Mendelssohns 'Beati mortui') überzeugten. Liturgische oder weltliche Werke handelten vor allem von Frieden, Hoffnung und Gottvertrauen.“
[...] „Wie ein roter Faden waren Simons fünf Chorstücke eingeflochten. Neben 'Verleih uns Frieden' mit der oft wiederholten bewegenden Bitte fesselten zwei teils harmonisch kühne Uraufführungen. Direkt zu Beginn von Putins Angriff auf die Ukraine schuf Simon das 'Kyrie in c', dessen Rufe um Erbarmen sich in Sopranhöhen zum Fortissimo-Flehen steigern. Packend auch 'I praised the earth', von dem dreistimmigen Frauenchor gestaltet. Das vertonte Gedicht des britischen Geistlichen Reginald Heber spricht von 'gezählten Tagen', 'zerstörter Erde und sündigen Menschen', brandaktuell – und doch 200 Jahre alt.“
Christa Kanand in der Südwest Presse vom 27.06.2022
Foto: P. Hönig