„Der Oratorienchor Ulm und das Jadis-Ensemble gastierten in der Blaubeurer Stadtkirche mit einer bewegenden Aufführung der Johannes-Passion.“ „Das 300 Jahre alte Werk von Johann Sebastian Bach kann die Menschen immer noch tief berühren, wie am Gründonnerstagabend in der voll besetzen Blaubeurer Stadtkirche eindrücklich zu erleben war. Unter der Gesamtleitung von Thomas Kammel nahmen der klangstarke rund 80-köpfige Oratorienchor Ulm und das schlank besetzte Jadis-Ensemble die Besucher mit in die dramatisch vertonte Leidensgeschichte Jesu.“ „Der stimmgewaltige Chor zeigte sich äußerst wandlungsfähig. Der Eingangschor 'Herr, unser Herrscher' wurde zum Auftakt getragen und doch kraftvoll gegeben. Überzeugend gelangen die dargestellten, aufgewühlten Emotionen der Massen in den Turba-Chören. Da kamen Empörung, Hetze oder Wut gesanglich farbig zum Ausdruck. Tonmalerische Effekte wie im Satz 'Lasset uns den nicht zerteilen', in dem das Würfeln hörbar wird, wurden rhythmisch perfekt herausgearbeitet und vorgetragen. Beseelt und überaus ergreifend wurde der Schlusschor 'Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine' interpretiert. Der Chor brachte die thematisierte Trauer und den Trost wunderbar zur Geltung. Dieser kommt mit der Erkenntnis: 'Macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu.' Die dazwischen liegenden zwölf eindringlich dargebotenen Choralstrophen, die Antwort auf die gehörte Schilderung des Leidensweges Christi geben, sind als Gebet, als Betrachtung oder als Interpretation für den Glauben jedes Einzelnen formuliert. Hier bewies der Chor seine große Stärke, hier wurde jede Zeile inhaltlich differenziert ausgestaltet.“ „Mit effektvoller Tempoführung und dynamischen Abstufungen unterstrich der Chorleiter die Botschaft Bachs, und der Chor folgte willig und setzte es hervorragend um. 'Deinen Tod und sein Ursach fruchtbarlich bedenken' heißt es in einem Choral, und darum geht es bei Bach, um das innere Mitgehen, um das Miterleben. Und die Aufführenden machten es den Besuchern in einer dichten Atmosphäre leicht, hier folgen zu können.“ „Am Ende boten klangschön und mit viel Strahlkraft Chor und Solisten den Schlusschoral, der Hoffnung auf ein ewiges Leben artikuliert. Nach zwei Stunden folgte eine ergriffene Stille, bis die Besucher lange Applaus spendeten und beschenkt gingen.“ Margot Autenrieth-Kronenthaler in Das Blaumännle vom 26.04.2019 Foto: P. Hönig